Montag, 7. Oktober 2019

Eigene Fragen im Vorstellungsgespräch stellen – was ist zu beachten?

Wer fragt, der führt: Eigene Fragen im Bewerbungsgespräch.

 

Neulich wurde ich im Bewerbungstraining in einem Unternehmen als Bewerbungstrainer von einem Teilnehmer gefragt: „Darf ich eigene Fragen ich im Vorstellungsgespräch stellen?

Diese Frage entstand im Zusammenhang mit dem Training des Vorstellungsgespräches in der Gruppe. Wir übten das Bewerbungsgespräch. Jeder durfte als Arbeitgeber einem Bewerber eine Frage in einem simulierten Einstellungsgespräch stellen.

Wer im Bewerbungsgespräch auf die Frage „Haben Sie noch Fragen?“ mit „Nein“ antwortet, hinterlässt einen schlechten Eindruck. Der Bewerber wirkt desinteressiert oder unmotiviert.

Klassische eigene Fragen sind:

  • Wie läuft die Einarbeitung ab?
  • Wie groß ist das Team in der ich arbeiten werde?
  • Darf ich meinen Arbeitspatz sehen?
  • Welche Fortbildungsmöglichkeiten gibt es?
  • Welche Projekte stehen in der Abteilung an?
  • Mit welchen Abteilungen werde ich zusammenarbeiten?
  • Welche zusätzlichen Anforderungen sind wichtig?
  • Wurde die Stelle neu geschaffen?
  • Welche Aufstiegsmöglichkeiten bietet die Stelle
Doch nicht immer reicht es, erst am Ende diese Fragen zu stellen. Es kann im Gespräch eine Situation entstehen, bei der es sinnvoll ist, schon früher eigene Fragen zu stellen. Nötig ist es, um einen unklaren Sachverhalt zu klären. Das war bei einem der Seminarteilnehmer der Fall.

Ein 32-jähriger Mann mit der Doppelqualifikation als Industriekaufmann und Betriebswirt bekam folgende Frage vom Personaler gestellt: “Sind Sie zeitlich und räumlich flexibel?“ Bei ihm lief ein innerer Film ab. Denn er hatte schon einmal diese Frage mit „kein Problem“, beantwortet. Das Unternehmen erwartete daraufhin zusätzliche Überstunden und den Einsatz an zwei verschiedenen Standorten ohne ihn dafür zu entschädigen. Er sagte: “Wenn ich das gefragt werde, trete ich die Stelle nicht an. Da werde ich nur ausgebeutet. Das will ich nicht.“

In der Gruppe diskutierten wir, wie er seine Bedenken höflich ansprechen könnte. Es wurde verschiedene Ansätze von ihm ausprobiert, mit keinem war er zufrieden.

Als Bewerbungstrainer ist es meine Aufgabe, neben eigenen Erkenntnissen der Teilnehmer zuzulassen auch fachliche Tipps zu geben. Ich schlug dem Betriebswirt vor, er soll eine eigen Frage zur Klärung des Sachverhaltes stellen. Er fragte nach:“ Was bedeutet zeitliche und räumlich Flexibilität ganz praktisch für Sie? Gibt es eine aktuellen Anlass?“

Er war über die Antwort des Arbeitgebers überrascht, der ihm klar erklärte, „wir haben gerade zum Jahresende Auftragsspitzen, bei der Mehrarbeit erforderlich ist. Die Arbeitszeit wird Ihnen gut geschrieben und auf Wunsch auch finanziell ausgeglichen.“ Der Bewerber sagte, „bis jetzt habe ich immer alles akzeptiert und nie eigene Fragen gestellt. Das werde ich in Zukunft ändern. Vielen Dank für diesen Tipp.“

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